Für den Ansatz von latenten Steuern finden sich in § 198 Abs 10 Z 1-3 UGB wichtige Ausnahmen. Jene des Firmenwerts ist in folgendem Beitrag behandelt: Latente Steuern Firmenwert
Latente Steuern sind nicht zu berücksichtigen, soweit
sie entstehen
…
2. aus dem erstmaligen Ansatz eines Vermögenswerts oder einer Schuld bei
einem Geschäftsvorfall, der
a) keine Umgründung im Sinn des § 202 Abs. 2 oder Übernahme im
Sinn des § 203 Abs. 5 ist, und
b) zum Zeitpunkt des Geschäftsvorfalls weder das bilanzielle Ergebnis
vor Steuern noch das zu versteuernde Ergebnis (den steuerlichen
Verlust) beeinflusst.
Folge dieser Regelung ergibt sich exemplarisch aus folgendem Beispiel (Quelle: Egger/Samer/Bertl, Jahresabschluss UGB, 2015, S. 144):
Erwerb eines PKW zu € 100.000. | ||||
Nutzungsdauer = 5 | ||||
Hier die Steuerlatenz vor RG ohne Anwendung der Ausnahmeregelung in 198 Abs 10 Z 2 UGB | ||||
UGB | STR | Differenz | Steuerlatenz | |
Anschaffung | 100,000 | 40,000 | -60,000 | -15,000 |
2016 | 80,000 | 35,000 | -45,000 | -11,250 |
2017 | 60,000 | 30,000 | -30,000 | -7,500 |
2018 | 40,000 | 25,000 | -15,000 | -3,750 |
2019 | 20,000 | 20,000 | 0 | 0 |
2020 | 15,000 | 15,000 | 3,750 | |
2021 | 10,000 | 10,000 | 2,500 | |
2022 | 5000 | 5,000 | 1,250 | |
2023 | 0 | 0 | 0 | |
Hier die Steuerlatenz unter Anwendung der neuen Ausnahmeregelung in 198 Abs 10 Z 2 UGB | ||||
In diesem Fall ist bei der Berechnung der Steuerlatenz der unternehmensrechtliche Stand nur mit dem steuerlichen Ansatz anzusetzen. | ||||
UGB | STR | Differenz | Steuerlatenz | |
Anschaffung | 40,000 | 40,000 | 0 | 0 |
2016 | 32,000 | 35,000 | 3,000 | 750 |
2017 | 24,000 | 30,000 | 6,000 | 1,500 |
2018 | 16,000 | 25,000 | 9,000 | 2,250 |
2019 | 8,000 | 20,000 | 12,000 | 3,000 |
2020 | 0 | 15,000 | 15,000 | 3,750 |
2021 | 10,000 | 10,000 | 2,500 | |
2022 | 5000 | 5,000 | 1,250 | |
2023 | 0 | 0 | 0 |
Aufgrund der Rückfrage wie eine negative Steuerlatenz im Unternehmensreecht entstehen kann, wo doch das Vorsichtsprinzip zu beachten ist: Tatsächlich ist das eher die Ausnahme, da eine passive Steuerlatenz ja nur auftritt, wenn ein url. Aktivposten höher als in der Steuerbilanz bewertet ist oder eine Schuld geringer bewertet ist als in der Steuerbilanz. Solche Ausnahmefälle sind beispielsweise:
1) Bei Verlustübernahmen von Personengesellschaften, die im Steuerrecht nach der Spiegelbildmethode gebucht werden, aber im Unternehmensrecht keiner ausserplanmäßigen Abschreibung zugänglich sind.
2) Bei der Anwendung von nicht-linearen unternehmensrechtlichen Abschreibungsverfahren, so zB. bei progressiven/degressiven Verfahren am Ende/Anfang der Nutzungsdauer.
3) Wenn die handelsrechtliche Abschreibung geringer ist als sie steuerlich zwingend vorgeschrieben ist (evt. PKW).
4) Wenn unternehmensrechtlich die Abschreibung nach Monaten und steuerlich die Halbjahresabschreibung vorgenommen wird.
5) Die unterschiedlich Bewertung von Vorratsvermögen im UGB und StR durch Anwendung von LIFO und FIFO Verfahren.
6) Bei Kürzung eines steuerlichen Vermögensansatzes aufgrund einer Angemessenheitsprüfung.